Mutter, Vater, Kind – Wenn wir an Familie denken, dann denken wir höchstwahrscheinlich ganz automatisch immer noch an diese klassische Konstellation, die uns über Generationen hinweg in verschiedenster Art und Weise geprägt hat. Das Schöne ist, dass wir eine Welt miterleben dürfen, in der diese klassische Konstellation aufgebrochen wird und viele neue Formen von Familie aktiv ausgestaltet werden.
Familie bedeutet doch so viel mehr als die Blutsverwandtschaft, die Google uns hierzu ausspuckt. Nämlich Qualitäten wie beispielsweise Verlässlichkeit, Geborgenheit und Wertschätzung.
Anka und Ingo Struve bieten seit über 25 Jahren im Rahmen der Jugendhilfe männlichen Jugendlichen ab 14 Jahren genau diese Stabilitätsfaktoren. Eine Ersatzfamilie sind sie hierbei nicht und grenzen sich hiervon auch ganz klar ab. Viel wichtiger und wertvoller ist aber, dass sie den Jungen, die in ihrem eigenen Wohnraum gleich neben dem Wohnhaus des Ehepaares Struve leben, Strukturen bieten, die sie auf dem Weg in ein eigenständiges Leben dringend benötigen.
„Die Jungs können immer an unsere Tür klopfen“
„Wir sehen uns nicht als Ersatzfamilie von den Jungs. Sie wissen aber, dass sie immer an unsere Haustür klopfen können und dann verlässliche Gesprächspartner|-innen vorfinden, die ihnen in allen Lebensbereichen beratend und unterstützend zur Seite stehen. Wir stellen auch sicher, dass sie ihrer Ausbildung nachkommen, um für sie somit die Basis zu schaffen, irgendwann auf eigenen Beinen zu stehen und selbstbestimmt in eine eigenständige Zukunft blicken zu können“, so Ingo Struve.
Ihre Augen glänzen, wenn sie von den „Erfolgsgeschichten“ ihres bisherigen Arbeitslebens erzählen. Viele ihrer ehemaligen betreuten Jungs haben feste Jobs, auf die sie richtig stolz sein können. Hier sind zum Beispiel eine Selbstständigkeit oder die Arbeit im Qualitätsmanagement einer großen Firma zu nennen. Dank der Arbeit von Anka und Ingo haben sich ihre Lebensumstände stabilisiert und es ist ihnen viel Leid und Ärger erspart geblieben. Ihr Anspruch, die betreuten Jungs mit einer ressourcenorientierten Herangehensweise zu behandeln, sich somit auf ihre Stärken zu konzentrieren, und jeden als Individuum zu betrachten, so wie sie es auch bei ihren eigenen Kindern tun, scheint aufzugehen und Erfolg zu haben. Eine Beziehung auf Augenhöhe, die nicht immer einfach ist und in der auch Abgrenzung ein entscheidender Faktor sein muss.
Von Freiraum und Grenzen
Höchste Priorität ist es, den Jungen den Rücken zu stärken und anfängliche Schuldgefühle, die sich bei vielen der Jungen durch vorherig familiale Strukturen verfestigt haben, auszuräumen. Hierbei verfolgen sie seit jeher einen hohen Anspruch an die eigene pädagogische Arbeit mit den Jungen und bieten den betreuten Jungen Ausgleichserfahrungen zu denen mit ihren leiblichen Eltern an. Viele Eltern der Betreuten sind von psychischen Krankheiten beeinträchtigt und deshalb oft nicht mehr in der Lage dazu, ein geborgenes häusliches Umfeld für ihre Kinder zu schaffen.
„Wir schaffen den Jungen den Freiraum, den sie benötigen. Hierbei ist Freiraum aber auch immer eine Form von klaren Grenzen“, sagt Anka Struve. Und schon oft haben die Struves es geschafft, dass die betreuten Jungs gar nicht mehr aus dem vermeintlich öden Bollingstedt, in dem sie bei ihnen gelandet sind, wieder wegwollen. Hiermit bestätigt sich, dass sie das richtige Gespür für das haben, was die Jungen dringend benötigen.
Schön, dass ihr schon so lange ein nicht mehr wegzudenkender Teil unseres JugendhilfeNetzwerkes Nord-Ost seid!