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Hilfstransport an die polnisch-ukrainische Grenze

48 Stunden – 2446 Kilometer, es hat sich gelohnt!

Angesichts der Lage in der Ukraine wurde aus einem Gefühl der Ohnmacht schnell und unerwartet etwas ganz Großes. Aus einem zunächst unverbindlichen Austausch bei WhatsApp, wuchs der Wunsch selber zu helfen und etwas auf die Beine zu stellen. Von Anfang an existierte die Idee unseren Träger – das JugendhilfeNetzwerk Nord-Ost – miteinzubeziehen und so traten wir den darauffolgenden Montag mit unserem Vorhaben an unsere Bereichsleitung heran. Isabell Müller war direkt begeistert und trug das Thema am folgenden Tag mit in die Leitungsrunde. Die Idee wurde dort begeistert aufgenommen und es wurden Möglichkeiten der Unterstützung besprochen.

Viele Spenden an der Sammelstelle auf dem JugendhilfeNetzwerk Nord-Ost Gelände

Daran anschließend kam die Zusage für Transporter, Spritkosten und Mautgebühren. Hinzu kam der Wunsch und die Bereitschaft der Bereichsleitungen unsere Unterkunftskosten für unsere Übernachtung zwischen Hin-und Rückfahrt zu übernehmen. Die Rahmenbedingungen waren somit geklärt und der weiteren Planung stand nichts mehr im Wege. Da sich die Leitungsrunde ebenfalls darüber einig war, dass wir nicht nur zu zweit fahren sollten, holten wir zwei weitere Kolleg|-innen mit dazu. In der Wohngruppe Gokels sprangen direkt Kolleg|-innen in den zu versorgenden Diensten ein und auch in der Wohngruppe Nobiskrug wurden extra Dienste übernommen. Gruppenübergreifend kam sogar Hilfe aus der WG Haale – was für ein Zusammenhalt!

Da der Dienstplan einen gewissen Rahmen vorgab, musste von nun an alles ganz schnell gehen. Beim abtelefonieren unserer Wohngruppen gab es verschiedene Reaktionen gegenüber dem Vorhaben. Ob wir es wohl schaffen würden einen Transporter voll zu beladen? Diese Frage stellten wir uns des Öfteren…unabhängig von dem Generieren von Spenden in unserem Träger, kümmerten wir uns zusätzlich auch privat um Spenden. Hierbei ist es beispielsweise gelungen Edeka in Owschlag mit einer großen Lebensmittelspende für unsere Aktion zu gewinnen. Von vielen Geldspenden konnten wir außerdem gezielt die Dinge kaufen, die vor Ort dringend benötigt wurden. Die Spendenannahmestellen in Osterrönfeld und Nobiskrug füllten sich von Stunde zu Stunde immer mehr. Es gab zu diesem Zeitpunkt kein Halten mehr und es wurde deutlich, dass wir definitiv zwei Transporter voll beladen bekämen.

Den darauffolgenden Donnerstag war es dann soweit. Mit großer Aufregung und wenig Schlaf (einige kamen gerade aus dem Dienst), sortierten wir gemeinsam mit einigen fleißigen kleinen Helfer|-innen und Kolleg|-innen die Kisten und es wurde schnell deutlich, dass wir sogar einen dritten Transporter voll laden konnten. Dieser konnte spontan organisiert werden und zwei weitere Helfer|-innen waren ebenfalls schnell gefunden. Um 20 Uhr fiel der Startschuss und unser Konvoi begann die Fahrt in Richtung polnische Grenze. Diese passierten wir um 01:30 Uhr. Gegen 8 Uhr kamen wir in Lublin an. Wir steuerten das Kulturzentrum an, wo wir verschiedene Möglichkeiten bekamen unsere Spenden sinnvoll zu verteilen. Nach zwei nicht richtig erfolgreichen Anläufen, erreichten wir das Rote Kreuz. Hier entluden wir zwei unserer Transporter für die weitere Vermittlung der Spenden direkt in die Ukraine. Vor Ort erfuhren wir Dankbarkeit und Engagement. 

Mit dem letzten Transporter wollten wir unmittelbar den geflüchteten Menschen helfen, die sich bereits in Polen aufhielten. Mit keinem konkreten Ziel fuhren wir weiter bis an die polnisch-ukrainische Grenze. In der polnischen Stadt Chelm führten uns zwei Herren aus Deutschland zu einer Flüchtlingsunterkunft für Frauen und Kinder. Zu diesem Zeitpunkt kam dort gerade ein weiterer Bus mit geflüchteten Menschen an und unsere Spenden wurden dankend angenommen. Vor Ort war das Leid der Menschen ganz eindeutig zu spüren aber auch die Dankbarkeit des Helfens war greifbar. Unsere letzten Kleiderspenden übergaben wir an eine Organisation, die noch am selben Tag eine Fahrt in die Ukraine. Trotz stundenlanger freiwilliger Arbeit und der belastenden Situation waren alle Helfer|-innen durchgängig freundlich und hilfsbereit.

Nach 34 Stunden, die wir unterwegs waren, kamen wir mit dem Gefühl unsere Spenden an die richtigen Menschen übergeben zu haben in unserem Hotel an. Am darauffolgenden Morgen ging es nach dem Frühstück direkt wieder zurück nach Deutschland – auf dem Rückweg begleitete uns Demut und Dankbarkeit. Dank der Hilfe von vielen konnten wir eine wunderbare Sache tun, um die Menschen in den Kriegsgebieten zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Zusammenhalt ist was in diesen Zeiten hilft! Selbst eine kleine Aktion wie unsere konnte einigen Menschen ein bisschen Hoffnung schenken oder ihnen den Moment erleichtern. Unser Konvoi rollte um 20:30 wieder auf das Gelände des JugendhilfeNetzwerkes Nord-Ost und alle fielen erschöpft in ihre Betten.

Vielen Dank noch einmal an alle Helferinnen und Helfer!

 Wohngruppe Gokels & Nobiskrug